Boden ist in Liechtenstein bekanntlich ein rares und wertvolles Gut. Nur 11 Prozent der Landesfläche stehen zu Bauzwecken zur Verfügung. Wer nicht muss, verkauft keinen Baugrund. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass die Preise für Immobilien und Baugrund immer weiter steigen werden? Oder droht sogar eine Immobilienblase? Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat sich in ihrem Hypothekar- und Immobilienbericht dieser Frage gewidmet und erstmals eine vertiefte Risikobeurteilung vorgenommen.
Dr. Martin Gächter, Leiter Finanzstabilität bei der FMA, präsentierte die Risikoanalyse des Immobilien- und Hypothekarmarkts Liechtenstein anlässlich der FMA Veranstaltung vom 20.10.2021. An der anschliessenden Podiumsdiskussion nahmen Harald Beck, Geschäftsführender Direktor Immobilien der CONFIDA, Manfred Pfammatter, Leiter Hypotheken und Firmenkunden der LLB Bank AG, Bernhard Büchel, Leiter Steuerverwaltung Liechtenstein sowie Karl Laternser, Vorsitzender der amtlichen Schätzungskommission, teil.
Gemäss FMA dürfte sich die Überbewertung des Immobilienmarkts in Grenzen halten. Insgesamt schätzt die Aufsichtsbehörde das Risiko durch die Verwundbarkeit des Pfandes daher als gering ein. Das Risiko liegt gemäss FMA woanders: «Auch in Liechtenstein gibt es Anzeichen dafür, dass die Kredittragbarkeit vieler Haushalte aufgrund der überproportionalen Schulden zumindest bis ans Limit ausgereizt ist». Was ist also zu tun? Derzeit konzentrieren sich Massnahmen zur Risikominderung vor allem auf die Banken selbst.
Die FMA schlägt aber auch Instrumente vor, die sich auf die Kreditnehmer fokussieren. Sie regt in ihrem Bericht an, die nötigen gesetzlichen Grundlage zu schaffen, damit die Regierung entsprechende Anforderungen in Bezug auf den Beleihungssatz, die Amortisation, die Schuldendienstquote oder dem Schulden-Einkommens-Verhältnis vorschreiben kann. Das müsse nicht automatisch bedeuten, dass die Vergabekriterien verschärft werden. Denkbar wären auch kurzfristige Empfehlungen, die rechtlich nicht verbindlich sind, aber das Risikobewusstsein bei Banken und Kunden fördern würden.
Der FMA ist bewusst, dass ihr Vorschlag heikel ist. Es brauche daher eine breite Diskussion und entsprechende Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, welche Risiken eine hohe Verschuldungsquote bringen kann. Von überbordenden Regeln profitiere niemand, so die FMA.
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